Es begann vor 41 Jahren

11.09.2013 11:39 (zuletzt bearbeitet: 15.09.2013 09:33)
#1 Es begann vor 41 Jahren
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..........., ich war 11 Jahre jung und Niemand.
Außenseiter, Heimkind.

Mein Vater war der Größte.
Jeden Abend hatte er zig Freunde zuhause um sich, etliche Flaschen Bier und Schnäpse wurden vernichtet und natürlich rauchte jeder.
In der ganzen Wohnung verteilte sich der Qualm und im Wohnzimmer konnte man die Luft schneiden.
Es war ein Ritual, wenn die Kippen zur Neige gingen, dass alle ihre Schachteln auf den Tisch legten und jeder sich nach Laune bedienen durfte.
Was für Helden, ich war beeindruckt.
In der Schule habe ich gesehen, dass einige heimlich in der letzten Ecke beisammenstanden
und in der hohlen Hand ihre Glimmstängel versteckten.

Da war es wieder, eine Gruppe, welche Zusammengehörigkeit demonstrierte.
Immer wieder hörtet man, "Ey, haste welche?"

Irgendwann, nachdem meine Helden zuhause, wie jeden Abend, den Kopf zur Seite fallen ließen,
sah ich meine Chance.
Ich nahm aus jeder Packung ein bis zwei Stängel, je nach Füllmenge, sollte ja nicht auffallen und am nächsten Tag war ich der Held am Schulhof.
Zwar nur für fünf Minuten, aber immerhin.

Das war der Anfang meiner Raucherkariere.
Mit 12 Jahren reichte eine Schachtel eine ganze Woche lang, (inkl. der Versorgung meiner "Freunde").
Mit 13 Jahren brauchte ich die Schachtel für mich alleine.
Mit 15 Jahren wurde ich zur Lehre im Handwerk gezwungen und durfte ganz offiziell rauchen.
Da ich jetzt nicht mehr zu Hause war, mußte ich mir die Zigaretten selbst kaufen und stieg aus Kostengründen auf Tabak um.
Ein Päckchen (50g) reichte eine Woche.

3 Jahre später, zum Ende meiner Lehrzeit, waren es schon 2 Päckchen die Woche.
Mit dem Gesellenbrief in der Hand, begann für mich ein neues Leben und sollte ohne Zigaretten weitergehen.
Ich kaufte einfach keinen Tabak mehr. So gegen 17°° Uhr / am Samstag.
Um 20°° Uhr in der Disco verkündete ich stolz: "Ich rauche jetzt nicht mehr", schielte aber insgeheim schon auf die umherstehenden Aschenbecher, in welchen einfach so die Kippen verqualmten.
Na ja, eine noch, das pack ich schon, aber danach ist Schluß, endgültig.
Aus der einen wurden 3-4-5 Geschnorrte und für den nächsten Tag hatte ich schon wieder eine Packung am Automaten gezogen.

Ok, das war mir aber auch egal, ich sah das nicht so eng.
Erst als der Preis für eine Packung auf 5 Mark stieg, hatte ich die Schnauze voll, wollte aus Protest aufhören.
Schließlich rauchte ich am Tag bis zu 30 Zigaretten (1,5 Schachteln), das sollten die da oben spüren.
Keine Steuern mehr, von mir nicht mehr.
Nach einer halben Stunde hatte sich das schon relativiert auf, "na dann halt nicht so viel" und kaufte wieder
Tabak, ein Stopfgerät und Filterhülsen.

Der Tabakpreis stieg, so wie mein Verbrauch und der Inhalt sank auf 40g.
Das war für mich der Zeitpunkt, meinen Tabak in Luxemburg zu organisieren.
Mein Bedarf lag nun bei 50g Tabak, einem ganzen Päckchen, am Tag. 3 Stangen Tabak im Monat.
Zuletzt mußte ich sogar noch ein zweites Päckchen aufreißen um meinen Tagesvorrat vorzustopfen.
Dazu stand ich morgens extra eine Stunde früher auf, nahm mein Tablett aus der Kantine vom Küchenschrank,
auf welches ich am Vorabend schon den Tabak für die morgendliche Produktion ausgebreitet hatte.
Feuchter Tabak lässt sich nicht stopfen.

3 Schachteln à 20 Stück sollten für den Arbeitstag reichen, nach Feierabend kann ich ja neue machen.
Die ständige Jagd nach günstigem, möglichst steuerfreiem Tabak war für mich zur Normalität geworden.
Legal, Illegal, Sch.............

Ebenso normal war für mich das Einschlafen.
Es dauerte eine ganze Weile, bis ich mich soweit freigehustet hatte, dass das Rasseln, Quietschen und Pfeifen meiner Lunge so erträglich wurde, dass ich einschlafen konnte.
Geweckt wurde ich nachts vom fürchterlichen Verlangen, mir eine anstecken zu müssen.
Also runter ins Wohnzimmer, ne runde abgehustet und eine durchgezogen.
Am Morgen wurde es dann extrem.
Meine Frau sagte des öfteren zu mir, "Mann, mir wird schlecht, wenn ich dich morgens kotzen höre!"
"Wann kommt eigentlich mal Lunge mit?" "Hör doch mal damit auf, oder rauch weniger!"
Das war ein ganz wunder Punkt bei mir.
Ich wußte, sie hat Recht, aber wie soll ich aufhören?
Weniger rauchen geht gar nicht.

Also war meine Meinung, "Ich rauche jetzt seit 40 Jahren, ich darf rauchen, wann, wo und wie viel ich will.
Und wo ich nicht rauchen darf, gehe ich nicht hin."

In unserer Stadthalle gab es ein Konzert, Thomas Anders, ok.
Meine Frau ist auch heute noch ein gnadenloser Fan.
Nach langem Bitten, bin ich mit ihr hingegangen, trotz Rauchverbot.
Ich setzte mich mit ihr so an den Ausgang, das ich jederzeit nach draußen konnte,-- zum Rauchen, was ich auch fleißig nutzte.
Da draußen stand einer, der zog an so nem schwarzen Ding, ich hab ihn gleich angesprochen und er war sehr auskunftsfreudig.
Den Rest des Konzertes hab ich nicht mehr mitbekommen, aber ich wusste jetzt was ne ego-T ist und wie sie funktioniert, wo man sie bekommt und wo man sich weiter informieren kann.

Am nächsten Tag erzählte ich das meiner Frau, dass ich das mal ausprobieren möchte, nur probieren.
Keine falschen Vorstellungen machen, nur probieren,- nicht mit dem Rauchen aufhören, nur probieren. Uff.

Während der Arbeit haben wir dann an einem Zigarettenladen angehalten und haben ein Einsteigerset gekauft.
Aroma - Tabak - High 24mg.
Und was ist das denn? Cappucino, Erdbeere, Tiramisu -hääh?
18mg -ok, nehm ich auch.
Und weil ich neugierig war, habe ich im Auto gleich weiter genuckelt.
Nach ner Stunde war der Tank leer, also mal ein anderes Aroma probieren, nach ner Stunde wieder ein anderes und so weiter.
Zwischendrin war dann mal der Akku leer, war aber nicht schlimm, hatte ja nen zweiten.

Feierabend, endlich zu Hause.
Dem Ritual zur Folge meine Kippenschachteln aus der Jacke geräumt und schnell die Akkus aufladen.
Meine Frau kochte derzeit schon mal Kaffee, ich setzte mich zu ihr an den Tisch und griff zur Zigarettenschachtel.
Die war noch halb voll, ich steckte mir eine an und schob so mit dem Daumen, die zweite Schachtel auf.

Schock, die war noch ganz voll, die dritte auch.
Verwundert, überrascht, unfassbar sagte ich meiner Frau, "Weißt du, dass ich bis jetzt nur 8 Zigaretten geraucht habe?"
Bis zu dem Zeitpunkt hätten 2 Schachteln weg sein müßen!

Mangels Akku habe ich dann den Abend weitergeraucht.

Am nächsten Morgen, nach der ersten Zigarette, waren beide Akkus wieder voll.
Dieses Mal blieb aber Tabak auf dem Tablett liegen, ich brauchte nur eine Schachtel nachstopfen, um auf mein Soll von 3 Schachteln zu kommen.
Füllte meinen eGo-Tank und dampfte lecker Erdbeere.
Fuhr noch mal am Tabakgeschäft vorbei und besorgte mir noch zwei Akkus und ein Auto-Ladegerät, ich war begeistert.
War ein Akku leer, steckte ich ihn am Zigarettenanzünder an, wechselte hin und wieder das Aroma.
Arbeitete so in den Tag hinein bis zum Feierabend.

Zuhause angekommen, Schachteln aus der Jacke, - Moment- die hatte ich ja heute gar nicht angefasst.
"Maus, weißt Du dass ich heute meine zweite Zigarette erst noch rauchen muss?"
Ich konnt`s kaum glauben. Jetzt aber Kippe an, - bahh, wie schmeckt das denn?
Den ganzen Tag Cappucino und Erdbeere und jetzt das,------- Eklig!

Am Wochenende fragte ich meine Frau,
"Weißt Du das ich die letzten 3 Tage gar keine mehr geraucht habe?"

Dafür waren meine Liquids alle und ich brauchte neue.
Boah ey, im Tabakladen 7 Euro für 10 ml ist doch schon heftig, außerdem schwächelt schon der erste Verdampfer.
Also ins WWW. - Forum, wie war das noch mal, ach ja Dampfertreff - Volltreffer.

Das ist jetzt 1 1/2 jahre her.
Ich habe seit dem keine Zigarette mehr angefasst!

Letztes Jahr habe ich mir im Urlaub Borreliose eingefangen und musste zum Arzt.
Bei der Bewertung des Blutbildes meinte er, "Sie sind Nichtraucher?"
Ich musste lachen.
Ich erzählte ihm das mit dem Dampfen und er fand das gut.

Ich dampfe seit dem nur noch und freue mich, mich durch die unzähligen Geschmacksvarianten durchhangeln zu können.
Ich habe die Vielfalt der verschiedenen Geräte, Akkuträger und Verdampfer kennengelernt und habe durch unzählige Versuche und Fehlkäufe, die für mich geeignete Kombination gefunden.
Heute dampfe ich genauso gerne, wie ich früher geraucht habe.
Meine Nikotinmenge konnte ich senken, von 24mg auf 18mg und je nach Verdampfer auch 12mg.
Ich nehme an, das ist die Menge, welche ich halten muß zur Befriedigung meines Nikotinbedarfes.
Denn habe ich ein niedrig dosiertes Nic. in einem anderen Verdampfer, muß ich wieder höher gehen.
Ja, ich bin noch süchtig wie vorher, nur anders.

Ich schlafe abends sofort ein, da sind keine Geräusche mehr, welche mich davon abhalten.
Die morgendlichen Hustarien sind Vergangenheit.
Doch schon, ab und an huste ich schon noch mal, aber nicht während einer Unterhaltung.
40 Jahre Rauchen sind halt nicht nach einem Jahr ungeschehen zu machen.

Meine Frau muss nur noch Gardinen waschen wenn sie grau sind und nicht mehr alle 4 Wochen, wenn sie braun waren.
Ich habe frisch tapeziert, denn unsere Tapeten bleiben jetzt hell.
Im Aschenbecher im Auto ist jetzt Kleingeld für die Parkautomaten, zu Hause steht gar keiner mehr.
Im Schrank im Flur, liegen noch immer die Tabakpäckchen, welche ich seinerzeit nicht mehr verraucht habe.
Die bleiben auch dort, für den Fall, dass mir das Dampfen eines Tages nicht mehr möglich sein wird.
Aber diesen Tag weiß ich so lange wie möglich zu verhindern.

Schließlich dampfe ich schon 1 1/2 Jahre!
Ich darf dampfen wann, wo, und wie viel ich will.
Und wo ich nicht dampfen darf, gehe ich nicht hin.


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